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40 TWh bis 2025/Deutscher PPA-Markt zieht langsam am

Quelle: MBI EnergySource

Der deutsche Markt für Stromdirektverträge - so genannte PPA (Power Purchase Agreement) - wird sich in den kommenden fünf Jahren stark weiterentwickeln, jedoch noch nicht zu einem Massenmarkt werden. Vor allem Photovoltaik-Freiflächenanlagen, ausgeförderte Post-EEG-Windkraftanlagen an Land (Onshore) und Offshore-Windkraftanlagen werden nach den Worten von Janosch Abegg, Senior Originator von Axpo Deutschland in Düsseldorf, künftig über PPA finanziert.
"Neue Onshore-Windprojekte sind aktuell für PPA uninteressant, weil Ausschreibungen mit einem derzeitigen Förderzuschlag von 59 Euro pro Megawattstunde attraktiver sind", sagte Abegg auf der Online-Jahrestagung des "Handelsblatts" in Berlin. 
Der schweizerische Energiekonzern Axpo will jedenfalls in Deutschland zu den führenden Anbietern gehören, wenn die Langfristverträge für Strom aus erneuerbaren Energien zulegen. Um beurteilten zu können, ob PPA zu einem Massenmarkt wird, müsse eine Vergleichsgröße herangezogen werden, erklärte Abegg. Er legt dafür den Markt für Herkunftsnachweise (HKN) für Strom aus Erneuerbaren zugrunde. Dieser beläuft sich in Deutschland nach Angaben von Abegg auf jährlich etwa 100 Terawattstunden (TWh). Das entspricht knapp 20 Prozent des deutschen Stromverbrauchs. Allerdings stammen die HKN nur zu zehn Prozent aus deutschen Anlagen, die restlichen 90 Prozent kommen aus dem Ausland.
Nach Einschätzung des Axpo-Experten wird der deutsche PPA-Markt bis 2025 ein Volumen von 20 bis maximal 40 TWh erreichen. "Damit können die Herkunftsnachweise aus dem Ausland nicht vollständig ersetzt werden", sagte Abegg. PPA aus PV-Freiflächenanlagen sollen in den nächsten fünf Jahren ein Volumen von zehn bis 13 TWh erreichen, schätzt er. Dabei geht es um Solarprojekte, die bei den Ausschreibungen der Netzagentur nicht zum Zuge kommen, oder die gar nicht daran teilnehmen. Darüber hinaus könnte die Hälfte der ausgeförderten Onshore-Windkraftanlagen, deren EEG-Vergütung seit Jahresbeginn nach 20-jähriger Förderung schrittweise auslaufen, über PPA wirtschaftlich weiterbetrieben werden, während die andere Hälfte durch Repowering ersetzt wird. Hier rechnet Abegg mit einem Gesamtvolumen von etwa 16 TWh bis 2025
Schließlich kommen neue Offshore-Windräder hinzu, deren Anteil Abegg auf sechs bis 15 TWh beziffert. So werden in den nächsten Jahren bereits Offshore-Windparks ohne staatliche Förderung gebaut, die über Stromabnahmeverträge refinanziert werden sollen. Zudem erwartet Abegg, dass mit sinkenden EEG-Fördersätzen für Offshore-Windstrom künftig weitere Projekte über PPA realisiert werden. 
Abegg geht gleichzeitig davon aus, dass deutsche Unternehmen vermehrt auch PPA mit Windparks im Ausland wie beispielsweise Schweden abschließen werden. Dieser "grüne" Windstrom können so auf den Verbrauch in Deutschland angerechnet werden. Mit den Cross-Border-PPA's werde der Neubau von Ökostromanlagen außerhalb Deutschland ermöglicht, sagte Abegg.

Ali Uluçay

MBI/aul/14.1.2021
Erschienen am 14.01.2021
letzte Aktualisierung am 14.01.2021