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Auch Enercon selbst hat Schuld

Quelle: Handelsblatt (Auflage: 127.797) Seite 026 Kathrin Witsch

Originaltitel: Wendepunkt für die Windindustrie
Originaluntertitel: Der größte deutsche Windkonzern macht für seine Krise die Politik verantwortlich. Das ist aber nur die halbe Wahrheit, sagt Kathrin Witsch.
Enercon mache für seine Krise die Politik verantwortlich. Das sei aber nur die halbe Wahrheit, findet die „Handelsblatt“-Kommentatorin. Drei Viertel seines Geschäfts habe der Windriese lange Zeit in Deutschland gemacht. Anders als viele Konkurrenten produziere Enercon fast alle Teile seiner Wertschöpfungskette selbst und fast ausschließlich in Deutschland. Als positive Gegenbeispiele führt die Kommentatorin Siemens Gamesa und Nordex an.
Kommentar von Kathrin Witsch | Enercon mache für seine Krise die Politik verantwortlich. Das sei aber nur die halbe Wahrheit, findet die „Handelsblatt“-Kommentatorin. Kathrin Witsch gibt schwierige politisch verursachte Rahmenbedingungen zu: dass das System von festen staatlichen Vergütungen auf Ausschreibungen umgestellt und Bürgerenergiegesellschaften zu den Auktionen zugelassen worden seien, ohne dass sie eine Genehmigung hätten vorlegen müssen. Dann vertritt sie aber die Auffassung, auch Enercon habe Fehler gemacht. „Während Siemens Gamesa, Nordex und damals auch noch der nun insolvente Turbinenhersteller Senvion schon vor zwei Jahren Tausende Stellen strichen und sich auf ihre Expansion ins Ausland konzentrierten, hielt Enercon sich zurück.“ Zu lange, so scheint es ihr, habe sich die Konzernführung in Aurich darauf zu verlassen, „dass die Politik es schon richten werde.“ Drei Viertel seines Geschäfts habe der Windriese lange Zeit in Deutschland gemacht. „Dass die veränderte Situation hierzulande Enercon am schlimmsten trifft, wundert da kaum. So hart hätte es aber nicht kommen müssen.“ Anders als viele Konkurrenten produziere Enercon fast alle Teile seiner Wertschöpfungskette selbst und fast ausschließlich in Deutschland. Im Ausland habe sich das norddeutsche Unternehmen zwar „ausprobiert“, sich aber weiterhin auf den heimischen Markt konzentriert. – Siemens Gamesa kämpft zwar mit sinkenden Margen, schreibe aber weiterhin Gewinne, und Nordex kann sich über ein Auftragswachstum in wichtigen Märkten wie Nordamerika freuen. Diese beiden Beispiele führt Witsch an als Unternehmen, die „ihre Hausaufgaben gemacht“ hätten.
Erschienen am 12.11.2019
letzte Aktualisierung am 12.11.2019