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Aus Russland kommt der Nachschub für deutsche und immer mehr asiatische Kohlekraftwerke

Quelle: DIE WELT (Auflage: 182.318) Seite 9 Felix Eick

Originaltitel: Russland unterläuft Europas Kohleausstieg
Originaluntertitel: Die EU will sich schnell von der schmutzigen Energie verabschieden. In Asien hingegen wird ein Kohlekraftwerk nach dem anderen installiert und Moskau liefert den Rohstoff dazu. Die Umweltschäden sind beträchtlich
In Asien werde ein Kohlekraftwerk nach dem anderen installiert, und Russland liefere den Rohstoff dazu, kritisiert Felix Eick. Umgerechnet 20 bis 30 Milliarden Euro stelle der russische Staat für den Ausbau des Kohleexports bereit. Im russischen Kohlebecken Kusbass seien seit den späten 1970er Jahren auf einer Fläche so groß wie Bayern über 1.000 Quadratkilometer Taiga „gerodet, ausgehöhlt, verkratert und verwüstet“ worden.
Kommentar von Felix Eick | In Asien werde ein Kohlekraftwerk nach dem anderen installiert, und Russland liefere den Rohstoff dazu, kritisiert Felix Eick in der "Welt". Umgerechnet 20 bis 30 Milliarden Euro stelle der russische Staat für den Ausbau des Kohleexports bereit. Ein "Einzelkämpfer" sei Russland aber nicht. Nach UN-Angaben entfielen auf Australien 38 und auf Indonesien 17 Prozent der weltweiten Ausfuhren. Danach folge Russland mit 14 Prozent. In Asien lägen die Absatzmärkte: Für 62 Prozent der Importe zeichne "mit Japan, Indien, China, Südkorea und Taiwan ein asiatisches Quintett verantwortlich." Zusätzlich zu weltweit 2.000 installierten Kohle-Gigawatt seien 580 GW in Planung, 230 davon in China. Seit Januar 2018 habe China gut 40 GW zugebaut. Damit sei der deutsche Kohleausstieg ausgeglichen, bevor er eingetreten sei. Weitere 120 GW seien dem Bericht zufolge im Bau – nur unwesentlich weniger als die gesamte EU-Kapazität. – Der globale Kohleboom habe schlimme Folgen vor Ort. Fast die Hälfte der europäischen Kohleimporte stamme aus Sibirien. Deutschland beziehe zu 40 Prozent russische Steinkohle. Über die Hälfte davon werde im Kusbass gefördert, dem größten russischen Kohlebecken im südsibirischen Gebiet Kemerowo. "Im großen Stil wurden hier seit den späten 1970er Jahren – nach Angaben der Nichtregierungsorganisation Eco Defense – auf einer Fläche so groß wie Bayern über 1.000 Quadratkilometer Taiga gerodet, ausgehöhlt, verkratert und verwüstet. Der größte deutsche Kohletagebau Hambach ist mit 44 Quadratkilometern geradezu ein Feinstaubpartikel."
Erschienen am 03.12.2019
letzte Aktualisierung am 03.12.2019