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Bei russischem Erdgas ist die Abhängigkeit gegenseitig

Quelle: Rheinische Post (Auflage: 318.550) Seite 17 Antje Höning

Originaltitel: Ist Deutschland gefangen von Russland?
Originaluntertitel: Trump wettert gegen die Gas-Pipeline Nord Stream 2. Der Kreml weist die Vorwürfe zurück.
Tatsächlich ist wenig dran, der US-Präsident verfolgt vor allem Eigeninteressen.
US-Präsident Donald Trump ist gegen eine zweite russisch-deutsche Erdgasröhre „Nord Stream 2“ durch die Ostsee und hat behauptet, Deutschland sei bei Energie von Russland abhängig und dessen „Gefangener“. Tatsächlich könnte es ihm eher um eine Verkaufsförderung für US-Flüssiggas in Europa gehen.
Donald Trumps Behauptung, Deutschland werde bei Erdgas bis zu 70 Prozent von Russland kontrolliert, ist falsch. Russland liefert 40 Prozent des deutschen Gasbedarfs und ein Viertel der Energie insgesamt. Die Autorin der „Rheinischen Post“ Antje Höning stimmt einem Kremlsprecher zu, der sagt: „Pipelines führen nicht zu einer Abhängigkeit eines Landes, sondern zu gegenseitiger Abhängigkeit.“ Die Europäer brauchten zwar Energie, Russland jedoch ebenso das Geld dafür. Der russische Staatshaushalt hänge schließlich zu rund 50 Prozent an den Einnahmen aus dem Rohstoffgeschäft. Eon-Chef Johannes Teyssen wird zitiert, der vor vier Jahren gesagt habe: „Wir sind seit 40 Jahren im Russland-Geschäft tätig. In dieser Zeit gab es den kalten Krieg und Afghanistan-Interventionen vom Westen und vom Osten. Die Geschäftsbeziehungen sind in all den Jahren konstant gut geblieben.“ Für Ärger habe, so Höning, stattdessen die ukrainische Regierung gesorgt, die einen Teil der für Europa bestimmten Gaslieferungen abgezweigt habe. Dem US-Präsidenten gehe es hauptsächlich um in den USA mit Hilfe von Fracking gewonnenes Erdgas, das als Flüssiggas per Schiff nach Europa verkauft werden solle. Dem würde die für Ende 2019 geplante zweite Ostsee-Erdgasröhre im Weg stehen.
Erschienen am 13.07.2018
letzte Aktualisierung am 13.07.2018