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Bessere Marktchancen/Gaskraftwerke Irsching 4 und 5 sollen zurückkehren

Quelle: MBI EnergySource

Das moderne Gaskraftwerk Irsching 5 bei Ingolstadt kommt wieder zurück: Uniper, N-Ergie, Maionva und Entega haben die Rückkehr der Anlage an den Markt zum 1. Oktober 2020 beschlossen. Gleichzeitig soll auch Irsching 4, das von Uniper alleine betrieben wird, wieder in den Regelbetrieb zurückkehren, wie die Unternehmen am Donnerstag mitteilten. Zur Begründung nannten die Betreiber verbesserte Marktpreise, insbesondere gesunkene Gaspreise. 

Diese ermöglichten einen wirtschaftlichen Betrieb des Gaskraftwerks.

Sollten sich die Marktbedingungen ändern, behalten sich die Unternehmen vor, die Situation jährlich neu zu bewerten und gegebenenfalls zu revidieren. "Wir haben immer gesagt, dass wir laufend prüfen, ob die wirtschaftlichen Marktentwicklungen eine Rückkehr von Irsching erlauben", erklärte David Bryson, Vorstandsmitglied und COO von Uniper. In absehbarer Zukunft könnten leicht verbesserte Margen durch den Einsatz am Markt erzielt werden. Gaskraftwerke wie Irsching 4 und 5 seien besonders gut geeignet, ein Fundament für die stark schwankende Stromerzeugung aus Sonne und Wind zu bilden, sagte Bryson.

Josef Hasler, Vorstandschef des Nürnberger Regionalversorgers N-Ergie, gab zu Bedenken: "Mit der Rückkehr an den Markt erwarten wir, dass der Betrieb von Irsching 5 wirtschaftlicher wird als bisher. Dies heißt aber nicht, dass wir mit dem Marktstart Geld verdienen werden". Die Kraftwerksbetreiber hofften vielmehr, die Verluste, die Irsching 5 seit Jahren schreibt, verringern zu können.

Zuletzt hatten die Eigentümer von Irsching 4 und 5 im September 2019 die vorläufige Stilllegung der Blöcke von Oktober 2020 bis Ende September 2021 angezeigt. Ihnen wurde die Stilllegung jedoch unter Anwendung der Netzreserveverordnung verboten. Das bedeutet, dass die Blöcke systemrelevant sind und ausschließlich dann zum Einsatz kommen, wenn ihre Leistung zur Stabilisierung des Netzes gebraucht wird. Die Anzeige der Stilllegung haben die Eigentümer nun zurückgenommen.

Seit 2015 wollen die Stromversorger die Gaskraftwerke Irsching 4 und 5 stilllegen, weil konventionelle Kraftwerke seitdem unrentabel laufen. Wegen der Systemrelevanz müssen sie aber die Anlage für Notsituation bereithalten und bekommen dafür eine bestimmte Vergütung. Irsching 5 hat eine Leistung von 846 Megawatt und ging im Jahr 2010 in Betrieb. Uniper hält 50,2 Prozent der Anteile, N-Ergie 25,2 Prozent, Mainova 15,6 Prozent und Entega neun Prozent. Irsching 4 mit 561 Megawatt Leistung von Uniper ging 2011 in Betrieb.

In Irsching wird Uniper darüber hinaus ein weiteres Gaskraftwerk mit 300 Megawatt Leistung bauen. Die Anlage (Irsching 6) soll ab 1. Oktober 2022 als "besonderes netztechnisches Betriebsmittel" nur in Notfällen, wenn die Reservekraftwerke schon ausgeschöpft sind, als Sicherheitspuffer bereitstehen. In Süddeutschland werden zusätzliche Erzeugungskapazitäten ab 2022 gebraucht, wenn das letzte AKW in Gundremmingen vom Netz geht und insbesondere Bayern, Baden-Württemberg und Hessen Probleme bei der Stromversorgung bekommen können. Große Windstrommengen aus Norddeutschland werden erst ab 2025 in den Süden transportiert werden, wenn die Stromtrassen fertiggestellt sind.
MBI/aul/28.5.2020
Erschienen am 28.05.2020
letzte Aktualisierung am 28.05.2020