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Deutsches Verbundnetz im Juni nur durch Auslandshilfe stabil

Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung (Auflage: 268.110) Seite 16 Andreas Mihm

Originaltitel: Chaotische Zustände im deutschen Elektrizitätsnetz
Originaluntertitel: Im deutschen Stromnetz ist es im Juni mehrfach zu schweren Krisen mit europaweiten Folgen
gekommen. Die Systemsicherheit war gefährdet.
An drei Tagen im Juni, zuletzt am Dienstag vergangener Woche, ist im deutschen Teil des Verbundsystems weniger Strom als benötigt vorhanden gewesen. Das Defizit hat „jeweils zu einem Absinken der Netzfrequenz im gesamten europäischen Verbundnetz geführt.“ Das hat nicht nur Hilfsaktionen der Anrainerstaaten zur Folge gehabt, sondern auch erhebliche Kursausschläge an der Börse. Die Ursache ist noch unklar.
Im deutschen Stromnetz sei es im Juni mehrfach „zu chaotischen Zuständen gekommen, schreibt Andreas Mihm in der „FAZ“. Die kritische Lage habe nur mit Hilfe aus den Nachbarländern bereinigt werden können. Die vier Netzbetreiber hätten am Montag (gestern) zugegeben: „Die Lage war sehr angespannt und konnte nur mit Unterstützung der europäischen Partner gemeistert werden.“ – Als eine Konsequenz aus den Turbulenzen, die das gesamte europäische Stromnetz in Mitleidenschaft gezogen habe, hätten die Netzbetreiber Amprion, Tennet, 50Hertz und Transnet- BW die vorgehaltene Minutenreserve von Freitag auf Samstag auf 2.000 MW erhöht. „Es blieb unklar, wie weit das Land von einem Blackout entfernt war“, schreibt Mihm. – An drei Tagen im Juni, zuletzt am Dienstag vergangener Woche, sei im deutschen System weniger Strom als benötigt vorhanden gewesen. Das Defizit habe „jeweils zu einem Absinken der Netzfrequenz im gesamten europäischen Verbundnetz geführt.“ Das habe nicht nur Hilfsaktionen der Anrainerstaaten zur Folge gehabt, sondern auch erhebliche Kursausschläge an der Börse. Am Dienstag seien die Kurzfristpreise um gut das Zwanzigfache auf bis zu 1.000 Euro die MWh hochgegangen. „Der höchste bezahlte Betrag für Regelenergie belief sich am Samstag sogar auf 37.856 Euro, nachdem er am Samstag der Vorwoche weniger als 10 Euro gekostet hatte.“ Laut Netzbetreibern und Bundesnetzagentur sei die Ursache für die Unterdeckung „noch nicht eindeutig geklärt.“ Die sorgfältige Analyse bedürfe weiterer Daten, die noch nicht vorlägen. – Im vergangenen Jahr sei es immer wieder zu Knappheitssituationen im Netz gekommen, blickt Mihm zurück. An die hundertmal seien große Stromanwender wie Alu- und Stahlhütten kurzfristig vom Netz genommen und dafür entschädigt worden. Als Grund für die Schwankungen seien damals fehlerhafte Wetterprognosen genannt worden.
Erschienen am 02.07.2019
letzte Aktualisierung am 02.07.2019