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Diskussion um Zubau/Solarbranche drängt auf Änderungen am EEG-Entwurf

Quelle: MBI EnergySource

Der Solarenergie geht es zurzeit - insbesondere im Vergleich zur Onshore-Windkraft - gut. Die Zubauzahlen steigen kontinuierlich und die Ausschreibungen sind überzeichnet. Doch die geplante Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) sorgt für Diskussionen in der Branche. Die Solarwirtschaft hält die Vorschläge von Bundeswirtschaftsminister Peter Altamaier (CDU) für kontraproduktiv und fordert Änderungen am EEG-Entwurf. Auch nach Einschätzung von Marktteilnehmern ist ein stärkerer Ausbau der Photovoltaik erforderlich, als im Gesetzentwurf vorgesehen. 

Anlässlich der geplanten Verabschiedung des EEG 2021 am Mittwoch (23.9.) im Bundeskabinett haben einige Marktteilnehmer Studien zur Entwicklung der Photovoltaik veröffentlicht. Nach einer Studie von Energy Brainpool, die von den EWS Elektrizitätswerken Schönau initiiert wurde, ist ein massiver Ausbau insbesondere kleiner Solaranlagen in den nächsten zehn Jahren nötig und möglich. Bis 2030 kann demnach mit Dachanlagen ein Zubau auf bis zu 140 Gigawatt (GW) - von derzeit etwa 52 GW - realisiert werden. 

Mit diesem neuen Bürgerenergie-Boom würden die drohende Ökostromlücke verhindert und die Klimaschutzziele erreicht, erklärten die EWS. Die Ausschöpfung des PV-Kleinanlagenpotenzials erfordere aber einen ambitionierten Zubaupfad, der von den heutigen vier GW pro Jahr in 2019 auf zwölf GW pro Jahr ab 2024 bzw 14 GW pro Jahr ab 2027 ansteigen müsse, heißt es in der Studie weiter. 

Nach Einschätzung des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW) bremst der Entwurf des Wirtschaftsministeriums den Ausbau jedcoh, anstatt ihn zu beflügeln. Laut einer Umfrage des Verbands mit 1.000 teilnehmenden Solarunternehmen gehen 97 Prozent davon aus, dass es zu einem Rückgang der Nachfrage nach Solardachanlagen kommen könnte. Die im Gesetzesentwurf vorgesehenen Änderungen an den Förderbedingungen für Photovoltaik gäben Anlass zur Sorge. So sollen nach Angaben des BSW größere Solardächer künftig nur noch Marktprämien erhalten, wenn sie zuvor erfolgreich an einer Ausschreibung teilgenommen haben und den Solarstrom nicht mehr selbst nutzen. 

Darüber hinaus warnt die Solarbranche vor der Einführung weiterer Auflagen zur Messung. Geplant ist, dass künftig Solarstromanlagen schon aber einer Leistung von einem Kilowatt (kW) Smart Meter installieren müssen. Bislang galt diese Einbaupflicht für Anlagen ab sieben kW. "Es ist nicht nachvollziehbar, warum selbst eine Handvoll Solarmodule auf Eigenheimen künftig mit teuren fernsteuerbaren Messsystemen ausgestattet werden sollen", sagte Verbandschef Carten Körnig. 

Laut Entwurf des Wirtschaftsministeriums soll die Leistung der Solarkraft bis 2030 auf 100 GW verdoppelt und die von Onshore-Windenergie um etwa ein Drittel auf 71 GW angehoben werden. Die jährlichen Ausschreibungsmengen bei der Solarenergie sollen zwischen 1,9 und 2,8 GW liegen. Neu hinzugekommen sind allerdings Ausschreibungen für Solardachanlagen, die die 2021 mit 200 Megawatt starten und bis 2028 auf 1,2 GW steigen sollen.
Ali Uluçay
MBI/aul/22.9.2020
Erschienen am 22.09.2020
letzte Aktualisierung am 22.09.2020