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Emissionen sinken weniger als erwartet - das könnte teuer werden

Quelle: Der Tagesspiegel (Auflage: 110.471) Seite 4 Jakob Schlandt

Originaltitel: Emissionen sinken weniger als erwartet
Originaluntertitel: Projektionsbericht der Bundesregierung
Deutschland ist auf dem Weg, seine Klimaschutzziele noch deutlicher als bislang angenommen zu verfehlen. Das geht aus dem "Projektionsbericht 2019" hervor, der am Mittwoch vom Bundesumweltministerium veröffentlicht wurde. Vor allem in den Bereichen, die nicht dem europäischen Emissionshandel (EU-ETS) unterliegen - speziell im Verkehrssektor - werden demnach bei weitem nicht die nötigen Emissionsminderungen sowohl für die nationalen Ziele als auch die europäischen Vorgaben erreicht.
Deutschland ist auf dem Weg, seine Klimaschutzziele noch deutlicher als bislang angenommen zu verfehlen. Das geht aus dem "Projektionsbericht 2019" hervor, der am Mittwoch vom Bundesumweltministerium veröffentlicht wurde. Vor allem in den Bereichen, die nicht dem europäischen Emissionshandel (EU-ETS) unterliegen - speziell im Verkehrssektor - werden demnach bei weitem nicht die nötigen Emissionsminderungen sowohl für die nationalen Ziele als auch die europäischen Vorgaben erreicht. Der Regierungsbericht erwartet, dass die deutschen Emissionen bis 2020 um lediglich 33,2 Prozent im Vergleich zu 1990 sinken. Angestrebt wurden ursprünglich 40 Prozent, dieses Ziel wurde allerdings mit dem Koalitionsvertrag der schwarzroten Regierung 2018 aufgegeben. Die Lücke ist im Vergleich zum Projektionsbericht von 2017 um ein gutes Stück gewachsen: Damals war ein Minus von 34,7 Prozent vorhergesagt worden. Gute Nachrichten gibt es hingegen mit Blick auf 2030: Statt einem Minus von 41,2 Prozent wird nun ein Rückgang der CO2-äquivalenten Emissionen von 41,7 Prozent erwartet. An der sehr großen Lücke zum deutschen Klimaschutzziel von Minus 55 Prozent, das von der Regierungskoalition stets bekräftigt wird, hat sich damit allerdings kaum etwas geändert. Die Projektionen zeigen, dass es in den vergangenen zwei Jahren bei den weiteren Aussichten zu deutlichen Verschiebungen zwischen den Sektoren gekommen ist. Wurden zum Beispiel für die Energiewirtschaft für das Jahr 2030 ehemals 268 Millionen Tonnen an Emissionen vorhergesagt, liegt die Projektion inzwischen bei 255 Millionen Tonnen. Der Verkehr hingegen legt deutlich zu: Statt 150 Millionen Tonnen CO2-Ausstoß erhält er nun 160 Millionen Tonnen zugerechnet, kaum weniger als heute. Damit steigt die Gefahr, dass die Bundesregierung hohe Zahlungen leisten muss für das Verpassen von europäischen Klimaschutzvorgaben. Zuletzt waren Kosten von 30 Milliarden Euro
bis zum Jahr 2030 für möglich gehalten worden, in einem besonders ungünstigen Fall sogar 60 Milliarden Euro.
Erschienen am 16.05.2019
letzte Aktualisierung am 16.05.2019