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Grüner Strom und die Verkehrswende

Quelle: die tageszeitung (Auflage: 53.097) Seite 64 Bernward Janzing

Originaltitel: Motortausch allein schafft keine Wende
Originaluntertitel: Strom aus erneuerbaren Energien könnten schon heute den Bedarf des gesamten Pkw- Verkehrs decken – doch durch was sollen dann Kohle- und Atomstrom ersetzt werden?
Auf Hamburgs Straßen sind die meisten Elektroautos unterwegs. Sollten sämtliche Hamburger künftig in Stromern unterwegs sein, werde die Stadt 20 Prozent mehr grünen Strom brauchen. Der Weg dahin könnte ein langer werden, denn der Strom der Hansestadt komme zu über 90 Prozent aus fossilen Energieträgern. Die Situation in Hamburg lasse sich auf Deutschland übertragen, heißt es in der "TAZ". Der Umstieg auf den elektrischen Antrieb alleine sei keine Lösung, sondern die Reduzierung des Autoverkehrs.

Um die Verkehrswende zu wuppen genüge es nicht, die Mobilität zu elektrifizieren, meint ein TAZ-Autor und bezieht sich auf eine Studie des Wuppertal-Institut zur Mobilitätswende. Laut der Studie sei eine "systematische Senkung des Personenverkehrsaufwands" ratsam, was soviel heiße wie: weniger Autoverkehr. Auch andere Studien - wie etwa eine vom Umweltamt - würden belegen, dass die Verkehrswende nur mit einer Reduktion des motorisierten Individualverkehrs machbar sei. Als Fallbeispiel nimmt der TAZ-Autor die Hansestadt Hamburg. Laut der Agentur für erneuerbare Energien (AEE) seien hier die meisten Elektrofahrzeuge unterwegs. Sollte der gesamte Verkehr in der Stadt elektrisch werden, brauche die Stadt etwa 20 Prozent der heute erzeugten Menge mehr - allerdings müsste der Strom grün sein. Dafür müsse die Erzeugung aus Wind, Sonne und Biomasse mehr als vervierfacht werden, hat der TAZ-Autor ausgerechnet. Nach Informationen des Statistikamts Nord stammten etwa 94 Prozent der gesamten Stromerzeugung in der Hansestadt aus fossilen Energien (2017). Kritiker würden bereits über die "Hamburger Kohleautos" lästern, weißt der TAZ-Autor. Die Situation in der Elbstadt lasse sich auf das Land übertragen. Auch wenn das Bundesumweltministerium betone, dass es genug grünen Strom für die Verkehrswende gebe - dafür brauche es aber einen enormen Zubau von Erneuerbaren.
Erschienen am 27.05.2019
letzte Aktualisierung am 27.05.2019