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"Grüner" Strom/Am Markt für Herkunftsnachweise geht es munter auf und ab

Quelle: MBI EnergySource

Auch am Markt für Herkunftsnachweise kann es mit den Preisen munter auf und ab gehen. "In Italien sind die Preise für unsere Fotovoltaikanlagen in den vergangenen Monaten von 1,50 Euro pro GO (Guarantee of Origin), der einer Megawattstunde entspricht, auf 0,20 Euro je Megawattstunde gefallen". so Andrea Voigt, Area Managerin des Asset Managers aream, der 210 Megawatt Erneuerbarenkapazität in Spanien, Italien und Deutschland verwaltet. Ausschlaggebend für den Preisverfall war laut Voigt das auch dank heftiger Regenfälle umfangreiche Angebot an norwegischer Wasserkraft. Der Markt für Herkunftsnachweise ist europaweit organisiert. „Wir veräußern die grüne Qualität unseres Stroms an einen Direktvermarkter, der ihn in ganz Europa weiter verkauft“. Für die Frage, ob sich Erneuerbarenanlagen rentieren, spiele die Vermarktung der grünen Qualität mittlerweile eine wichtige Rolle, so Voigt. In Italien und Spanien haben die Erneuerbarenbetreiber zusätzlich zur staatlichen Förderung auch die Möglichkeit, Herkunftsnachweise zu veräußern. In Deutschland ist dies dagegen nicht möglich. Da aber in Deutschland in den kommenden Jahren mehr und mehr Altanlagen aus der Förderung herausfallen und neue ohne Förderungen hinzu gebaut werden, dürfte das deutsche Angebot an Herkunftszertifikaten künftig wachsen. 
Trotzdem geht man am europäischen Markt von einer Verteuerung der Nachweise aus, da die Nachfrage nach den Nachweisen noch schneller zunehmen dürfte. Auf verschiedenen Plattformen können die Nachweise mehrere Jahre im Voraus gehandelt werden. Dabei sind die späteren Fälligkeiten teurer als die nahen Kontrakte, was diese Markterwartung widerspiegelt. Zuletzt hat auch die Coronakrise zu den Niedrigpreisen beigetragen. „Wenn die Industrie weniger produziert, verbraucht sie auch weniger Strom und benötigt auch weniger Zertifikate, um ihren Strom zu vergrünen“, so Voigt. Zudem macht es auch keinen Sinn, in Niedrigpreisphasen solche Zertifikate umfangreich auf Vorrat zu kaufen, da sie nach wenigen Monaten ihre Gültigkeit verlieren. Mit dem Voranschreiten der Energiewende wird allerdings die grüne Qualität des Stroms mehr und mehr normal. Laut Voigt ist es aber noch lange nicht soweit, dass dadurch Herkunftsnachweise überflüssig werden und der Markt zusammenbricht. „Wir werden noch sehr lange schmutzigen Kohlestrom in Europa haben“, so die Managerin. Und so lange werde es auch einen Markt für Herkunftsnachweise geben.
 MBI/cdg/28.7.2020
Erschienen am 28.07.2020
letzte Aktualisierung am 28.07.2020