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Keine Abwanderung wegen der Energiepreise

Quelle: Handelsblatt (Auflage: 127.797) Seite 8 Klaus Stratmann

Originaltitel: Der langsame Rückzug der Industrie
Originaluntertitel: Energieintensive Branchen investieren in vielen EU-Staaten nur zurückhaltend. Das gilt
besonders für Deutschland.
Die Abwanderung findet nicht statt – bisher zumindest nicht. Das Handelsblatt berichtet über eine Studie des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW), wonach die energieintensiven Branchen in Deutschland zwar unter den hohen Energiepreisen leiden und ihre Investitionen daher überdurchschnittlich – verglichen mit dem Rest der Wirtschaft, aber auch verglichen mit Branchenkollegen aus andern Staaten – kürzen. Eine Abwanderung ins Ausland aber sei nicht festzustellen. Wohl aber bedenklicher Substanzverkehr.
Klimaschutz und Energiewende treiben die Industrie – auch die energieintensive – nicht ins Ausland ab. Doch ihre Investitionsbereitschaft ist weit unterdurchschnittlich und in Folge dessen sinkt ihr Kapitalstock sukzessive ab. Zu diesem Ergebnis kommt das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in einer noch unveröffentlichten Studie, über die das Handelsblatt berichtet. Das deckt sich auch mit einer bereits im Mai veröffentlichten Studie des Mercator Institute. Was das IW aber dennoch mit Sorge betrachtet, fasst Studienautor Hubertus Brandt dem Handelsblatt gegenüber so zusammen: „Wir sehen bei der energieintensiven Industrie in der EU eine insgesamt unterdurchschnittliche Investitionsneigung. Eine der Ursachen ist in den energie- und klimapolitischen Weichenstellungen zu sehen. Man kann einen schleichenden Verzehr der Substanz beobachten.“ Als „energieintensive Branchen“ gelten Baustoffe, Chemie, Glas, Nichteisen-Metalle, Papier und Stahl. Sie beschäftigen immerhin rund 800.000 Mitarbeiter und machen einen Umsatz von 330 Milliarden Euro. Mithin nichts, worüber eine Volkswirtschaft mal eben hinweggehen könnte. Umso bedenklicher, dass diese Branchen zwar europaweit und vielleicht sogar global wegen steigender Energiepreise unter Druck stehen. Jedoch: „Der Rückgang des Kapitalstocks der energieintensiven Industrie ist dem IW-Papier zufolge in Deutschland überdurchschnittlich,“ schreibt das Handelsblatt.
Erschienen am 08.08.2019
letzte Aktualisierung am 08.08.2019