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"Keine Zeit zu verlieren"/Netzbetreiber begrüßen Offshore-Strategie der EU

Quelle: MBI EnergySource

Die Übertragungsnetzbetreiber befürworten die Strategie der EU-Kommission für einen starken Ausbau der europäischen Offshore-Windenergie. "Die Zeit läuft. Das Ziel, die europäische Wirtschaft bis 2050 zu dekarbonisieren, macht es unumgänglich, dass wir so bald wie möglich damit beginnen", erklärte Manon van Beek, CEO des niederländisch-deutschen Netzbetreibers Tennet. Die Kommission hat das Ziel ausgerufen, die Offshore-Kapazitäten von derzeit zwölf Gigawatt (GW) bis 2030 auf 60 GW und bis 2050 auf 300 GW auszubauen.

"Eine der großen Herausforderungen wird es sein, grenzüberschreitende Offshore-Projekte zu ermöglichen. Gegenwärtig sind die meisten Offshore-Windparks nur mit einem Land verbunden, und die Netzanbindungen werden nur dann verwendet, wenn der Wind weht", erklärte Manon van Beek. Tennet arbeitet seit einigen Jahren gemeinsam mit Partnern auf ein erstes international vernetztes Offshore-Windkraftverteilkreuz in der Nordsee hin. "Gemäß des auf zehn Jahre ausgelegten europäischen Netzentwicklungsplan (TYNDP) und der deutschen Offshore-Entwicklungsszenarien planen wir bis 2035 ein erstes grenzüberschreitendes Verteilkreuz mit einer Kapazität von zwölf GW zu bauen, wovon zwei GW mit Dänemark, vier GW mit den Niederlanden und sechs GW mit Deutschland verbunden werden", führte der Tennet-Chef aus.

Darüber hinaus prüft Tennet mit National Grid Ventures und Vattenfall zusammen die Möglichkeiten für einen Interkonnektor zwischen dem niederländischen Offshore-Windgebiet IJmuiden Ver und Großbritannien, der vor 2030 in Betrieb gehen soll. "Wir würden wertvolle Zeit verlieren, wenn wir auf Antworten auf einige dieser regulatorischen Fragen warten würden, anstatt einen gemeinsamen Prozess durchzuführen, um die benötigten Antworten zu finden", sagte van Beek. Tennet betreibt nach eigenen Angaben mehr als die Hälfte aller Netzanbindungen von Offshore-Windparks in der EU. Bis 2030 will das Unternehmen rund 20 Milliarden Euro in die Anbindung in den Niederlanden und Deutschland investieren und die Netzanschlusskapazitäten in Deutschland auf 17 GW und 9,6 in den Niederlanden erhöhen.

Der Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz plädiert für mehr Kooperation der maritimen Wirtschaft, Forschung sowie beim Natur- und Klimaschutz. Nur unter Ausschöpfung aller Flächenpotenziale in der Nord- und Ostsee könnten die Ausbauziele der EU erreicht werden, sagte Unternehmenschef Stefan Kapferer. Den Willen zur Kooperation vorausgesetzt, sei in der deutschen Ostsee eine Verdreifachung, zumindest aber eine Verdopplung der jetzt installierten Erzeugungsleistung möglich und sollte aufgrund der langen Planungszeiträume jetzt angegangen werden.
MBI/aul/20.11.2020
Erschienen am 20.11.2020
letzte Aktualisierung am 20.11.2020