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Kurzstudie/Vorzeitiges Aus für eine halbe Million Solaranlagen

Quelle: MBI EnergySource

Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) fordert eine schnelle Anschlussregelung für den Weiterbetrieb von Solaranlagen, die nach 20 Jahren aus der EEG-Förderung fallen. Nach Angaben des BSW droht 2021 die Stilllegung von bis zu 447.000 noch funktionsfähigen Solarstromanlagen in Deutschland, wie aus einem Gutachten hervorgehe. Der Solarverband hatte das Gutachten beim Bonner Marktforschungsinstitut EUPD Research in Auftrag gegeben. Dabei ging es um Auswirkungen der EEG-Novelle 2021 auf den Weiterbetrieb von Post-EEG-Anlagen.

"Die Mehrzahl der Betreiber wird ihre Solaranlagen abschalten, sobald sie nach 20 Jahren aus der Förderung fallen, da sich ihr Weiterbetrieb dann nicht mehr rechnet", prognostizierte Martin Ammon, Studienleiter und Geschäftsführer von EUPD Research. Grund dafür seien geplante neue Auflagen zum Einbau teurer Messtechnik sowie die finanzielle Belastung selbst verbrauchten Solarstroms mit der EEG-Umlage. Technisch wäre der Weiterbetrieb dieser Post-EEG-Anlagen für weitere zehn Jahre möglich, erklärte Ammon.

Das Kurzgutachten der Bonner Marktforscher zeigt auch, dass ein Weiterbetrieb ausgeförderter Solaranlagen ohne eine Anschlussförderung für Betreiber durchaus möglich wäre, wenn auf neue Gesetzesauflagen verzichtet wird. Nach übereinstimmender Auffassung von Solarwirtschaft und Netzbetreibern ist die vom Bundeswirtschaftsministerium geplante Nachrüstung teurer Messtechnik für kleine Solaranlagen unverhältnismäßig und ohne Mehrwert für die Netzstabilität. Eine Belastung von vor Ort selbst verbrauchtem Solarstrom mit der EEG-Umlage verstoße zudem gegen EU-Recht. 

"Ein wirksamer Klimaschutz braucht jedes verfügbare Megawatt an Solarleistung. Der Bundestag muss jetzt einen barrierefreien Weiterbetrieb ausgeförderter Solaranlagen sicherstellen und den Gesetzesentwurf entsprechend überarbeiten", erklärte BSW-Chef Carsten Körnig. Auch der Bundesrat hatte Verbesserungen für Post-EEG-Anlagen gefordert und erhielt inzwischen Unterstützung von Bundestagspolitikern aus der Großen Koalition. 

Sollten Nachbesserungen an der EEG-Novelle ausblieben, wird nach EUPD-Prognosen bis zum Jahr 2030 etwa 3,37 Gigawatt Solarleistung vorzeitig stillgelegt. Damit verbunden wäre ein Produktionsausfall von reund 26 Milliarden Kilowattstunden Solarstrom. Die Bonner Marktforscher rechnen in diesem Bereich mit Umsatzverlusten von insgesamt über einer Milliarde Euro in den 20-er Jahren.
MBI/aul/16.11.2020
Erschienen am 16.11.2020
letzte Aktualisierung am 16.11.2020