Nach Angaben der Verkehrsminister der fünf norddeutschen Bundesländer sorgen die aktuellen Straßenverhältnisse für enorme Verzögerungen und zusätzliche Kosten bei solchen Großraum- und Schwertransporten, kurz "GST". Die Länder fordern deshalb, Autobahnabfahrten baulich anzupassen und setzen für eine Finanzierung solcher Maßnahmen auf den Bund.
Viele große Bauteile für die Windindustrie werden in den norddeutschen Häfen umgeschlagen. Cuxhaven zählt dabei zu einem der wichtigsten Drehkreuze. Über diesen Hafen landeten nach Angaben der Stiftung Offshore Windenergie zuletzt rund 80 Prozent aller in Deutschland verbauten Rotorblätter an, sowohl für Windenergieanlagen an Land als auch auf See. Der An- und Abtransport der Bauteile läuft hauptsächlich über Autobahnen.
"Problematisch ist dabei, dass Autobahnanschlussstellen im Hinterland der Seehäfen nicht auf die Anforderungen von Rotorblättern mit einer Länge von bis zu 90 Metern ausgelegt sind", teilt das Bremer Verkehrsressort von Senatorin Özlem Ünsal (SPD) mit. Das heißt, Schwerlasttransporte können beispielsweise über herkömmliche Autobahnabfahrten mit zu geringem Radius kaum abfahren. Deshalb müssen Autobahnanschlussstellen baulich verändert werden.
Allerdings erfolge jede Anpassung der Infrastruktur derzeit auf Basis individueller Erörterungen mit der Autobahngesellschaft des Bundes, teilt das Verkehrsressort weiter mit. Einen strukturellen, bundesweiten Ansatz gebe es nicht. Das Land Bremen sei von diesem Problem stark betroffen, hieß es.
Über Lösungsmöglichkeiten berieten die Nordländer, zu denen auch Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern zählen, zuletzt bei ihrer Verkehrsministerkonferenz im November im Oldenburg.
Die Nordländer schlagen vor, eine Ausnahmeregelung im Fernstraßengesetz zu schaffen, um Autobahnauf- und abfahrten leichter anpassen zu können. Die Länder fordern aber auch vom Bundesverkehrsministerium, diese Maßnahmen zu finanzieren.
Laut dem niedersächsischen Verkehrsministerium geht es dabei oft um kleinteilige Baumaßnahmen. Abfahrten müssten nicht im großen Stil kreisrund neu gebaut werden. Teilweise reiche es schon, wenn Leitplanken abgebaut oder an der Autobahn parallel liegende Wirtschaftswege ertüchtigt würden.
Von einer Änderung des Fernstraßengesetzes oder einem Sonderprogramm für kleine Infrastrukturmaßnahmen hält die Bundesregierung allerdings wenig. "Die genannten Vorschläge würden nach Ansicht des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) die Durchführung von GST nicht beschleunigen", teilt ein Sprecher der Autobahngesellschaft auf Anfrage mit. Die Länder hätten durch die Bündelung von Zuständigkeiten und die Straffung von Prozessen viele Möglichkeiten, Schwerlasttransporte schneller zu genehmigen.
Der Sprecher verwies darauf, dass in einer gemeinsamen Bund-Länder-Arbeitsgruppe rund 24 Maßnahmen gefunden worden seien, mit denen Schwerlasttransporte schneller abgewickelt werden sollen. Diese gelte es nun konsequent umzusetzen, hieß es.
Außerdem sei die für weite Teile Niedersachsens und Bremens zuständige Niederlassung der Autobahngesellschaft Nordwest ständig im Austausch mit Antragsstellern und Hafenverbänden der Transportbranche, um einvernehmliche Lösungen zu finden. Seit dem Betriebsstart der Autobahngesellschaft 2021 sei insgesamt der Bearbeitungsprozess für Schwerlasttransporte auf Autobahnen maßgeblich beschleunigt worden.
MBI/dpa/cdg/11.2.2025
Länder sehen Bund in der Pflicht/Autobahnausfahrten zu gering dimensioniert für Rotoren
Manche Anschlussstellen auf norddeutschen Autobahnen werden für Schwerlasttransporte zu einem Nadelöhr - etwa, wenn es um den Transport von großen Rotorblättern für Windkraftanlagen geht.
Erschienen am
11.02.2025
letzte Aktualisierung am
11.02.2025