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Leitartikel: Solarworld hat die Zukunft verpasst

Quelle: Frankfurter Allgemeine Zeitung (Auflage: 268.110) Seite 17 Helmut Bünder

Originaltitel: Das böse Solarerwachen
Originaluntertitel: In Deutschland liegt die Zukunft der Branche nicht mehr darin, Paneele auf Dächer zu schrauben.
Helmut Bünder geht auf die Umstände der Insolvenz von Solarworld ein und auf die Entwicklungen und Fehler der Deutschen Solarbranche.
Leitartikel von Helmut Bünder von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung | Helmut Bünder geht auf die Umstände der Insolvenz von Solarworld ein und auf die Entwicklungen und Fehler der deutschen Solarbranche. Solarworld habe noch vor einigen Wochen nach außen hin - und entsprechend der Präsentation von Firmenchef Frank Asbeck - gut dagestanden. Nun gebe es das böse Erwachen und 2.600 Beschäftigte zitterten um ihre Arbeitsplätze. Asbeck und andere hätten in besonderem Maße von der Einspeisevergütung profitiert, die ihnen Reichtum beschert habe. Da die Einspeisevergütungen trotz rasant fallender Herstellungspreise durch die Massenfertigung lange nicht nach unten angepasst worden seien, seien die Margen für die Photovotaikanbieter "auf sagenhafte Werte" angestiegen. Bünder verweist auf die hohen Börsenbewertungen von Firmen wie Solarworld - mit 4,5 Milliarden Euro im Jahr 2008. Aber: "An der Rechnung für die ausufernde Förderpolitik werden die Stromkunden noch bis Ende dieses Jahrzehnts zu knabbern haben". Jeder der 40.000 Arbeitsplätze in der Solarbranche habe die Stromverbraucher 150.000 Euro über die gesamte Förderdauer gerechnet gekostet. Die meisten der Arbeitsplätze seien auch wieder verschwunden - aber die Rechnung "muss weiter bezahlt werden".
Bünder fasst zusammen: "Die Zukunft sind innovative Komplettlösungen aus Solaranlage und Batterie, digital gesteuert und verknüpft". Kunden müsse damit möglich sein, selbst erzeugten Strom nach Bedarf zu verkaufen und zu speichern. Aber auf diesem Gebiet habe Solarworld bisher wenig geboten. Andere Anbieter wie die Sonnen-Gruppe seien inzwischen Vorreiter, aber auch Branchenriesen wie Innogy und Eon. Solarword hingegen "hat diese Zukunft verpasst", schließt Bünder.

Siehe auch: https://www.welt.de/wirtschaft/article164486629/Asbeck-ist-weg-die-deutsche-Solarbranche-jubelt.html
und: http://www.taz.de/!5406205/
und: http://www.wiwo.de/unternehmen/energie/solarworld-insolvenz-ungewissheit-fuer-tausende-mitarbeiter/19786312.html
Erschienen am 12.05.2017
letzte Aktualisierung am 12.05.2017
Auch erschienen in: Der Tagesspiegel (Auflage:110471), Handelsblatt (Auflage:127797)