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Netzbetreiber/Netzagentur will Eigenkapitalzins kürzen

Quelle: MBI EnergySource

Die Betreiber von Strom- und Gasnetzen in Deutschland müssen einem Zeitungsbericht zufolge mit sinkenden Renditen rechnen. Künftig werde der Eigenkapitalzins, der ihnen von der Bundesnetzagentur zugebilligt wird, voraussichtlich nur noch 4,59 statt 6,9 Prozent betragen, schreibt das Handelsblatt. 

Das gehe aus einem Schreiben von Bundesnetzagentur-Präsident Jochen Homann an die Mitglieder des Beirates der Agentur hervor, das der Zeitung vorliege.
Ein Sprecher der Bundesnetzagentur bestätigte Dow Jones Newswires gegenüber das Schreiben an den Beirat, sagte aber eine Entscheidung zum Eigenkapitalzins sei noch nicht gefallen. Damit sei erst im Herbst zu rechnen. Die Behörde werde im Juli ein Gutachten zur Ermittlung der einzelnen Bestandteile des Zinssatzes veröffentlichen, im Anschluss daran könnten Marktteilnehmer Stellung dazu nehmen.
Betroffen sind laut Handelsblatt 900 Stromnetzbetreiber und 730 Gasnetzbetreiber. Die Branche hält der Zeitung zufolge angesichts hoher Investitionen in die Netze, auch für die Energiewende, den Einschnitt für ungerechtfertigt.
"Wenn wir die Energiewende schaffen und dabei Schlüsselindustrien in Deutschland halten oder sogar neue ansiedeln möchten, ist auch der Netzausbau ein wichtiger Faktor", sagte Eon-Vorstand Thomas König dem Handelsblatt. Es gelte nun, "unsere Netze vorausschauend auszubauen". Langfristig hätte es volkswirtschaftlich fatale Folgen, wenn notwendige Investitionen ausblieben.
Kerstin Andreae, Hauptgeschäftsführerin des Verbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), sagte, die Bedingungen für den Aus- und Umbau der Energienetze müssten stimmen. Eine Netzregulierung, die allein darauf ausgerichtet sei, die Kosten zu drücken, entziehe der Branche die Mittel zur Bewältigung der hohen Anforderungen.
Netzagentur-Präsident Homann lässt diese Argumente nicht gelten. "Es gibt Wirtschaftszweige, die mit viele größeren Unsicherheiten zurechtkommen müssen als die Strom- und Gasnetze", sagte Homann dem Handelsblatt. Zudem seien Rekordinvestitionen in die Netze zu verzeichnen, grüne Investments und Investitionen in Netze seien für Kapitalgeber sehr attraktiv. Homann verwies auf die Kosten für die Allgemeinheit. Ausbau und Nutzung der Netze würden von den Stromverbrauchern bezahlt. Sie zahlen die Netzentgelte über die Stromrechnung.
MBI/DJN/cdg/18.6.2021
Erschienen am 18.06.2021
letzte Aktualisierung am 18.06.2021