Newsletter und Analysen für die Neue Energiewelt seit 2003

"Netzstabilitätsanlagen"/RWE erhält Zuschlag für Gaskraftwerk Biblis

Quelle: MBI EnergySource

Der Energiekonzern RWE hat jetzt vom Netzbetreiber Amprion den Zuschlag für das geplante Gaskraftwerk in Biblis erhalten. Damit setzte sich der Energieversorger im Rahmen der Ausschreibung für "besondere netztechnische Betriebsmittel" durch. Diese so genannte Netzstabilitätsanlage bestehend aus elf Gasturbinen mit einer Kapazität von insgesamt 300 Megawatt (MW) soll bis Oktober 2022 ihren Betrieb aufnehmen, wie RWE und Amprion mitteilten. 

Das Kraftwerk dient laut Amprion ausschließlich der Sicherheit und Zuverlässigkeit des Übertragungsnetzes und steht dem Markt nicht zur Verfügung. Es soll nach der Abschaltung des letzten Atomkraftwerks ab 2022 in Süddeutschland in Notfallsituationen die Netzstabilität und Versorgungssicherheit gewährleisten.
Das neue RWE-Gaskraftwerk in Biblis soll nach bisherigen Angaben etwa 100 Millionen Euro kosten. Am Standort Biblis hatte RWE von 1975 bis 2011 seine beiden stillgelegten Atommeiler mit einer Gesamtkapazität von 2.500 MW betrieben. Die Atomkraftwerke werden zurzeit rückgebaut. Der Standort eignet sich jedenfalls für das geplante Gaskraftwerk sehr gut, da er bereits über eine Stromnetzanbindung verfügt und unweit der Gasfernleitung Megal liegt.
Insgesamt sollen 1.200 MW als "besondere netztechnische Betriebsmittel" ab 2022 als Netzstabilitätsanlagen für den süddeutschen Markt zur Verfügung stehen. Mit dem RWE-Gaskraftwerk haben die Netzbetreiber Amprion, TransnetBW und Tennet jetzt den dritten Zuschlag erteilt, der vierte steht noch aus. Die Ausschreibung - mit vier Losen zu je 300 MW - läuft schon seit Sommer 2018 und sollte eigentlich schon im April dieses Jahres abgeschlossen sein.
Neben RWE konnten sich bislang Uniper und EnBW mit ihren Kraftwerksplänen durchsetzen. Uniper erhielt den Zuschlag für ein neues Gaskraftwerk in Irsching bei Ingolstadt und die EnBW einen Zuschlag für ein 300-MW-Gaskraftwerk am Standort Marbach. Die Anlagen sollen als letztes Mittel bei Netzausfällen eingesetzt werden können. Sie dürfen nicht am regulären Strommarkt teilnehmen und müssen nach zehnjähriger Betriebsdauer 2032 wieder stillgelegt werden.

Ali Uluçay

MBI/aul/13.11.2020
Erschienen am 13.11.2020
letzte Aktualisierung am 13.11.2020