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Norwegen investiert in grüne Technologien

Quelle: SPIEGEL ONLINE Claus Hecking

Originaltitel: Die Öl-Nation Norwegen wird immer grüner
Originaluntertitel: Seine Öl-Einnahmen verwaltet Norwegen im größten Staatsfonds der Welt. Doch dieser zieht nun Milliarden ab aus fossilen Industrien und investiert sie in erneuerbare. Ein Parlamentarier aus Oslo erklärt, warum.
Der norwegische Staatsfonds wendet sich von Öl und Gas ab, Kohle-Investments hat er schon vor einigen Jahren gestrichen. Mehrere Milliarden Euro sollen nun von Investments in fossile Energien in solche umgeschichtet werden, die grüne Technologien stützen. Der Osloer Abgeordnete Henrik Asheim erläutert im Interview bei Siegel-Online, dass der Fonds damit einzig wirtschaftliche Interessen verfolgt, einfach weil mit einer solchen Ausrichtung auch mehr Geld zu verdienen sei.
Interview mit Henrik Asheim, Abgeordneter im norwegischen Parlament | Öl ist die Grundlage des norwegischen Reichtums. Und vor allem des norwegischen Staatsfonds, des größten der Welt mit aktuell etwa 930 Milliarden Euro Volumen. Doch ausgerechnet dieser vom Öl lebende Fonds kappt jetzt seine Investments in fossile Energieträger, kürzt etwa seine Engagements bei RWE und Uniper. Das sei allerdings „hauptsächlich eine wirtschaftliche Entscheidung“, erläutert der Osloer Abgeordnete Henrik Asheim im Interview mit Spiegel-Online: „Alle Einnahmen unseres Fonds stammen aus Öl und Gas. Wenn wir das Geld wieder im Ölsektor anlegen, sind wir noch abhängiger von den Ölmärkten. Als der Ölpreis vor einigen Jahren abgestürzt ist, hat uns das gezeigt, wie verwundbar die norwegische Wirtschaft ist.“ Das sei also keine Abkehr vom Öl, Norwegen werde auch weiter an seiner Produktion von Öl und Gas festhalten. Die Kohle-Förderung hingegen hat Norwegen längst aufgegeben, da auch vor allem aus ökologischen Gründen: „Wenn Sie die grüne Wende in der Welt schaffen wollen, dann sollten Sie nicht länger die Kohle unterstützen.“ Der Staatsfonds werde nun verstärkt in grüne Bereiche investieren. Und auch da wieder: Vor allem aus ökonomischen Gründen: „Wir glauben: Mit grünen Technologien kann man gutes Geld verdienen. Denn wenn wir den Klimawandel begrenzen wollen, muss es einen Wandel hin zu diesen umweltfreundlichen Technologien geben,“ zeigt sich Asheim überzeugt. Und der konservative Abgeordnete macht seinen konservativen Freunden in Deutschland Mut, eine CO2-Steuer einzuführen – was Norwegen bereits Anfang der 1990er Jahre gemacht hat: „Wenn Sie Marktmechanismen für sinnvoller halten als Verbote, dann müssen Sie diese Marktmechanismen auch nutzen, um grüne Technologien profitabler zu machen - und klimaschädliche Technologien zu verteuern.“
Erschienen am 12.06.2019
letzte Aktualisierung am 13.06.2019