Die Stromerzeugung mittels Offshore-Wind punktet mit einer Reihe von Vorteilen, darunter mit niedrigeren Stromgestehungskosten als bei fossil und nuklear betriebenen Kraftwerken, höheren Volllaststunden als bei Onshore-Wind aufgrund besserer Windverhältnisse sowie der Möglichkeit, erneuerbaren Wasserstoff zu generieren. „Offshore-Wind bietet deshalb enorme Wachstumspotenziale und die globalen Perspektiven sind vielversprechend“, schlussfolgert Rolle.
Europa hat sich ambitionierte Ausbauziele gesetzt: In Deutschland sieht das Windenergie-auf-See-Gesetz bis zum Jahr 2030 einen Ausbau auf 30 Gigawatt (GW), bis 2035 auf mindestens 40 GW und bis 2045 auf 70 GW installierter Offshore-Wind-Leistung vor. Die Europäische Union (EU) zielt auf 300 GW bis 2050 ab.
Trotz dieser Ausbauperspektiven steht die Offshore-Branche nach Ansicht des Weltenergierates vor großen Herausforderungen. Hauptautorin Lara Schech, Projektleiterin Portfolioentwicklung Offshore Wind bei Energie Baden-Württemberg AG (EnBW) und Mitglied der Young Energy Professionals des Weltenergierats, bezeichnet die Branche als "stark globalisiert und von geopolitischen Entwicklungen besonders betroffen".
Kostensteigerungen bei Rohstoffen sowie Engpässe bei Produktions- und Transportkapazitäten wirken sich entsprechend stark aus. Zeitweise fehlende Ausbauperspektiven durch politisch schwankende Unterstützung hätten in Deutschland zudem zu einem Verlust von Wertschöpfungstiefe geführt. "Dies verschärft die Lage zusätzlich“, sagt Schech. Da Offshore-Projekte und -Turbinen immer größer werden, steigt beispielsweise der Bedarf an Hafenflächen und schwerlastfähigen Kaikanten. „Umso wichtiger ist es, dass die Bundesregierung die Voraussetzungen dafür schafft, die Hafeninfrastruktur auszubauen und zu ertüchtigen“, fordert Rolle.
Zwischen 2013 und 2023 sank die Zahl der westlichen Hersteller von Offshore-Windturbinen von 9 auf 3 und läuft damit dem globalen Wachstum entgegen. Fast jedes zweite Offshore-Windrad (rund 47 Prozent der Gesamtkapazität an weltweit installierter Offshore-Leistung) steht heute in China. Das Vereinigte Königreich Großbritannien und Nordirland folgen mit rund 15 GW beziehungsweise 22 Prozent der Gesamtkapazität auf dem zweiten Platz. Deutschland hat aktuell rund 8,5 GW installierte Leistung und liegt damit auf Platz drei.
Der überwiegende Teil des erwarteten Ausbaus in Deutschland soll in den Jahren 2029 und 2030 stattfinden. Dies stellt die Industrie vor große Herausforderungen. Nicht zuletzt, weil europäische Nachbarländer ebenfalls den Fokus des Zubaus auf das Ende des Jahrzehnts legen.
Damit Offshore-Wind einen wesentlichen Beitrag zur Energiewende in Deutschland, Europa und der Welt leisten kann, ist für Rolle zweierlei wichtig: Zum einen ein verlässlicher Ausbaupfad, der Investitionssicherheit bietet und zum anderen ein Auktionsregime, das eine nachhaltige europäische Wertschöpfung sicherstellt. „Durch strategische Handelsabkommen und die Förderung heimischer Vorproduktion für kritische Rohstoffe kann die EU die Resilienz ihrer Lieferketten weiter stärken. Unternehmen unterstützen dies bereits aktiv durch eine Diversifizierung ihrer Lieferketten.“
Die Analyse beleuchtet auf 144 Seiten unter anderem diese Themen: Preise für industriellen Energieverbrauch im internationalen Vergleich, Geogener (weißer) Wasserstoff, Reform des europäischen Strommarktdesigns, Möglichkeiten und Grenzen der THG-Quote und die BMWK-Plattform Klimaneutrales Stromsystem (PKNS).
MBI/sir/11.7.2024
Offshore-Windindustrie/Weltenergierat erwartet globale Ausbaurallye
„Der globale Ausbau der Offshore-Windenergie ist gleichermaßen Herausforderung wie Chance“, erklärt Carsten Rolle, Geschäftsführer des Weltenergierat – Deutschland, anlässlich der Veröffentlichung der Publikation "Energie für Deutschland 2024" (https://bit.ly/3S16pMh).
Erschienen am
11.07.2024
letzte Aktualisierung am
11.07.2024