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Potenzialstudie sieht in NRW genügend Flächen für Windstrom-Ausbau

Quelle: MBI EnergySource

In Nordrhein-Westfalen stehen laut einer neuen Studie bis 2030 genug Flächen zur Verfügung, um die Kapazität für die Windstrom-Erzeugung um mehr als auf das Doppelte auszubauen. Derzeit liegt die Kapazität bei 6,5 Gigawatt. Bis 2030 seien unter bestimmten Bedingungen bis zu 16,4 Gigawatt Windenergieleistung möglich, berichtete das Landesumweltamt am Freitag in Duisburg.
Nötig seien dafür unter anderem Anpassungen im Planungsrecht, die etwa Windräder auf Kahlflächen in Wäldern möglich machen. Die Studie berücksichtigt den in NRW geltenden Mindestabstand von 1.000 Metern zu den meisten Wohngebäuden. In dem "Leitszenario" werden 59.600 Hektar Fläche für geeignet gehalten. Das entspricht etwa 1,7 Prozent der NRW-Gesamtfläche.   Die schwarz-gelbe Landesregierung hat sich in ihrer jüngsten Energieversorgungsstrategie einen Ausbau auf 12 Gigawatt Kapazität bis 2030 vorgenommen. Um dieses Ziel zu erreichen, sei jedoch eine Verdoppelung des jährlichen Windenergieausbaus nötig, so die Studie.

"Unsere Zahlen belegen, das Potenzial ist da", sagte Lanuv-Präsident Thomas Delschen. "Wir können mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien unsere Abhängigkeit von fossilen Energieimporten verringern und dem Klimawandel begegnen", betonte er. Das 86 Seiten starke Papier berechnet auch, wie ein "Minimalszenario" aussehen könnte, bei dem nur Flächen einbezogen werden, die bereits heute für eine Nutzung ohne Einzelfallprüfung in Frage kommen würden. Dabei würde sich die Gesamtleistung bis 2030 auf 5,2 Gigawatt verringern.

Bliebe der Mindestabstand von 1.000 Metern jedoch unberücksichtigt und würde lediglich ein Abstand von 720 Meter zu jedem Wohngebäude in NRW angesetzt, würde sich die Potenzialfläche im "Leitszenario" nun weitere 25.000 Hektar vergrößern.

Die Naturschutzorganisation Nabu kritisierte das "Leitszenario". "Der absolut notwendige Ausbau der Windenergie soll lediglich auf Kosten geschützter Freiflächen und wertvoller naturnaher Räume vorangetrieben werden", sagte die Nabu-Landesvorsitzende Heide Naderer. Ein Windenergie-Ausbau auch an Waldstandorten komme für den Nabu nur als letzte Option in Frage. Zuerst müssten alle Flächenpotenziale in bereits intensiv genutzten Landschaftsräumen voll ausgeschöpft werden. Die Landesregierung müsse als wichtigste Stellschraube für den Ausbau die 1.000-Meter-Abstandsregelung zur Wohnbebauung abschaffen.

MBI/dpa/map/8.4.2022
Erschienen am 08.04.2022
letzte Aktualisierung am 08.04.2022