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Proteste/Uniper nimmt Kohlekraftwerk Datteln IV in Betrieb

Quelle: MBI EnergySource

Begleitet von Protesten von Klimaschützern ist am vergangenen Samstag das umstrittene Steinkohlekraftwerk Datteln IV ans Netz gegangen. Der Betreiber Uniper verweist hingegen darauf, dass Datteln IV "eines der modernsten Kohlekraftwerke" sei. Greenpeace-Energieexpertin Lisa Göldner kritisierte, Uniper nehme eine "gigantische CO2-Schleuder" in Betrieb. 

Knapp 82 Prozent des Stroms aus dem Kraftwerk verkaufe Uniper über langfristige Abnahmeverträge an die Deutsche Bahn und RWE. Da die Verträge zum Teil bereits 15 Jahre alt seien, seien die vereinbarten Festpreise für den Strom deutlich höher als heute marktüblich. Das Kraftwerk werde deshalb mit hoher Auslastung laufen, erwartet Göldner. Sie forderte den Stopp des Kraftwerks.

Das Kohlekraftwerk gilt seit Monaten als neues Symbol des Widerstands von Klimaaktivisten gegen die Kohleverstromung. Auch Grünen-Chefin Annalena Baerbock kritisierte in der "Rheinischen Post", den Kohleausstieg einzuleiten und gleichzeitig ein neues Kohlekraftwerk ans Netz gehen zu lassen, passe nicht zusammen. Sie warf der Bundesregierung "energiepolitisches Versagen" vor. Leidtragende seien nicht nur der Klimaschutz, sondern auch die Deutsche Bahn, "die nun zu vollkommen überteuerten Preisen diesen Kohlestrom abnehmen muss".

Der klimapolitische Sprecher der Linken-Bundestagsfraktion, Lorenz Gösta Beutin, kritisierte ebenfalls, es sei "kompletter Wahnsinn", die Klimakrise ausgerechnet durch ein neues Steinkohlekraftwerk zu befeuern, während gleichzeitig die erneuerbaren Energien durch Moratorien, absurde Abstandsregelungen und Solardeckel ausgebremst würden. Die Proteste gegen Datteln IV seien daher "legitim und wichtig". 
MBI/AFP/crb/aul/2.6.2020
Erschienen am 02.06.2020
letzte Aktualisierung am 02.06.2020