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Quartalsbilanz positiv/RWE erwartet sinkende Stromnachfrage

Quelle: MBI EnergySource

Der Energieversorger RWE erwartet infolge der Corona-Krise in diesem Jahr einen wesentlich niedrigeren Stromverbrauch. In den Kernmärkten - in Europa vor allem Deutschland, die BeNeLux-Staaten und England - werde die Nachfrage um fünf bis sechs Prozent sinken, sagte der Finanzvorstand und designierte RWE-Chef Markus Krebber an Donnerstag bei Vorstellung der Quartalszahlen. Auch in den vergangenen Wochen habe es schon einen Verbrauchsrückgang gegeben. Auf die Finanzkennzahlen im ersten Quartal habe die Corona-Krise aber kaum Auswirkungen gehabt - auch, weil große Teile des Stroms regelmäßig im Voraus verkauft würden. Deswegen benötige der Konzern keine Corona-Hilfen des Bundes, betonte Krebber. 

Insbesondere dank außerordentlich guter Windverhältnisse hat die RWE AG ein gutes Quartal hingelegt und den Ausblick bestätigt. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) stieg gegenüber dem Vorjahresquartal um 19 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro - mehr als Analysten erwartet hatten. Der Außenumsatz stieg von 3,72 auf 3,80 Milliarden Euro.

"Dank unseres robusten Geschäftsmodells haben wir auch in diesen herausfordernden Zeiten bei allen Ergebniskennziffern ein deutliches Plus erzielt", so Krebber. "Wir bestätigen die Ergebnisprognose und unseren Dividendenvorschlag von 85 Cent pro Aktie für das Geschäftsjahr 2020." Der Konzern erwartet ein bereinigtes EBITDA zwischen 2,7 und 3,0 Milliarden Euro - und will dabei bis 2022 jährlich um 7 bis 10 Prozent zuzulegen.

Krebber betonte aber, dass das bereinigte Finanzergebnis negativ ausgefallen sei - minus 250 Millionen Euro. "Wir hatten Kursverluste aufgrund der Kapitalmarktturbulenzen." Fürs Gesamtjahr erwarte der Konzern "eigentlich eine Belastung von rund 100 Millionen Euro, die dürfte in diesem Jahr um ungefähr 100 bis 150 Millionen höher sein". Die Werte seien aber im bereinigten Nettoergebnis enthalten, das bei 603 Millionen Euro lag - Analysten hatten auf 605 Millionen getippt. Einen Wert für das Vorjahr gab der Konzern nicht an, da die Zahlen inzwischen wieder konzernweit ausgewiesen werden. Die Anteile der Innogy SE werden bereits voll erfasst, auch wenn der Versorger E.ON die übertragenen Innogy-Ökostrom-Anteile noch an RWE zurückgeben muss.

RWE schiebt auch hohe Schulden vor sich her. Sie stiegen im ersten Quartal um mehr als 1,6 Milliarden auf knapp 8,7 Milliarden Euro. Grund sind laut einer Präsentation ungünstige Zeiteffekte bei Hedging-Geschäften, mit denen sich Versorger gegen künftige Preisschwankungen absichern. Mittel flossen besonders bei Termingeschäften für Strom, Rohstoffe und CO2-Zertifikate ab. 

In der Nettoverschuldung sind die Bergbaurückstellungen für die Rekultivierung von Tagebauflächen nicht mehr erfasst. Unberücksichtigt bleiben aber auch die Entschädigungen für den schrittweisen Ausstieg aus der Braunkohle bis 2038. Demnach soll der Konzern 2,6 Milliarden Euro vom Staat erhalten, während RWE den tatsächlichen Schaden auf 3,5 Milliarden Euro beziffert. Durch den im Januar erzielten Ausstiegskompromiss fallen bis 2030 etwa 6.000 Stellen weg. Im Dezember soll mit Niederaußem D der erste 300-Megawatt-Braunkohleblock vom Netz gehen.

Bis 2022 will der Konzern rund fünf Milliarden Euro netto in den Ausbau der Erneuerbaren Energien stecken. Krebber betonte, man sei "in guten Gesprächen mit anderen Investoren." Die generellen Rückmeldungen seien "durchweg positiv". Tatsächlich blieb die RWE-Aktie seit dem Vortag nahezu stabil.
MBI/DJN/aul/14.5.2020
Erschienen am 14.05.2020
letzte Aktualisierung am 14.05.2020