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Renaissance der Photovoltaik in Spanien

Quelle: taz.de Reiner Wandler

Originaltitel: Spanien setzt wieder auf Sonnenschein
Originaluntertitel: Die Großen der Energiebranche sehen im Nachholbedarf bei der Solarenergie jede Menge Potenzial für Megaprojekte. Dabei bleibt die dezentrale Energiewende auf der Strecke.
Bis 2030 sollen in Spanien jährlich 3 bis 4 GW an Photovoltaik installiert werden - hauptsächlich von Großunternehmen und oft als 500-MW-Projekte. Ein Verband kleinerer Betreiber kritisiert das, denn kleine und mittlere Anlagen schafften „wesentlich“ mehr Arbeitsplätze, hielten die Gewinne im eigenen Land und die Bevölkerung in den ländlichen Gebieten.
Baustopp ade: Bis 2030 sollen in Spanien jährlich 3 bis 4 GW an Photovoltaik installiert werden - hauptsächlich von Großunternehmen und oft als 500-MW-Projekte. „taz“-Autor Reiner Wandler lässt in seinem Bericht aus Madrid einige Gesprächspartner kritisieren, eine solche Energiewende sei nicht genügend dezentral. Ein Jahrzehnt nachdem die konservative Regierung unter Mariano Rajoy zuerst die Einspeisevergütung gekürzt und dann im Jahr 2012 sogar einen fast totalen Baustopp erlassen habe, würden unter der sozialistischen Regierung in Spanien wieder Photovoltaikanlagen errichtet. „Und nicht irgendwelche – es sind Großanlagen, wie sie der europäische Kontinent noch nicht gesehen hat.“ Es gebe eine „lange Liste an bereits genehmigten Großanlagen, die insgesamt 28 GW umfasst.“ Wandler nennt Beispiele wie das Projekt in der Region Murcia. Dort baue die „Gruppe Cobra“ des Real-Madrid-Präsidenten Florentino Pérez eine 1.000 Hektar große Anlage mit 494 MW. Der „taz“-Autor zitiert José Donoso, Präsident des spanischen Photovoltaik-Verbandes: „Spanien bietet den Investoren wieder Ruhe und Sicherheit“. Zudem brauche die Photovoltaik längst keine Subventionen mehr. Die meisten Investoren, schreibt Reiner Wandler, hätten einen Abnehmer, der die Energie direkt vermarkte. Er gibt dann allerdings die Ansicht des Direktors Rafael Barrera des nationalen Verbands der Photovoltaik-Produzenten („Anpier“) wieder, in dem Betreiber kleiner und mittlerer Anlagen zusammengeschlossen sind: Bei den vor zwei Jahren versteigerten 3.000 MW Leistung seien 90 Prozent an nur 30 Betreiber gegangen. Barrera schätze, dass davon ein Viertel in den Händen von internationalen Investmentfonds gelandet sei. Das wiederum bedeute, dass die Gewinne außer Landes gingen. Barrera: „Von den Anlagen, die außerhalb der Versteigerungen errichtet werden, sind ebenfalls 60 Prozent im Besitz von Großunternehmen. Wenn die Regierung nicht eingreift, vertun wir eine wichtige Chance. Denn kleine und mittlere Anlagen schaffen wesentlich mehr Arbeitsplätze. Und vor allem sorgen sie dafür, dass die Bevölkerung in ländlichen Gebieten bleibt, da sie einen Zusatzverdienst hat.“
Erschienen am 26.06.2019
letzte Aktualisierung am 26.06.2019