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Spekulanten gefährden das Stromnetz

Quelle: wiwo.de Angela Hennersdorf

Originaltitel: Wie Spekulanten die Stromversorgung gefährden
Originaluntertitel: Die Energiewende destabilisiert das Stromnetz. Spekulanten nutzen Preisschwankungen
zwischen den Märkten aus und riskieren somit Blackouts. Einblick in ein System, das an seine
physischen und ökonomischen Grenzen kommt.
Im Juni stand das deutsche Stromnetz einige Tage vor dem Blackout. Auslöser dieser Situation können hochspekulative Stromhändler gewesen sein, beschreibt die WirtschaftsWoche in einer umfangreichen Schilderung der Funktionsweise des Strommarktes. Der ist durch volatile Erzeugung und freigegebene Märkte inzwischen hoch komplex und möglicherwiese unzureichend reguliert. Reine Spekulanten sind so zu einer Marktmacht neben den eigentlichen Akteuren geworden.
Hintergrund von Angela Hennersdorf | Der komplexe Stromhandel in Zeiten der Energiewende und freigegebener Märkte hat sich zur Achillesferse der Versorgungssicherheit entwickelt. Das sei auch der Bundesnetzagentur bekannt, doch unternehme sie nichts, schreibt Angela Hennersdorf in einem hintergründigen Bericht in der WirtschaftsWoche: „Im Juni fehlte mehrere Tage lang so viel Strom, dass Deutschland kurz vor einem Blackout stand. Warum? Das ist bis heute nicht klar.“ Die Behörde hat eine Untersuchung eingeleitet. „Vermutlich beginnt das Problem bei einem Händler - und es endet im sogenannten Regelenergiemarkt, einer Art Energiereserve, um das Netz zu stabilisieren, wenn nicht genügend Strom erzeugt wird,“ spekuliert Hennersdorf. Denn an dieser Schrittstelle schlage die Stunde der Spekulanten, die sich inzwischen zu einer eigenen Kraft neben den eigentlichen Marktteilnehmern entwickelt hätten. Das Nebeneinander des Regelenergiemarkts an der Leipziger Strombörse EEK und dem Pariser Spotmarkt EPEX mache die Sache dabei nicht seriöser: „Die deutsche Energiewende hat den Handel mit Strom inzwischen zu einem hochkomplexen und spekulativen Spielfeld gemacht.“ Und eines, auf dem das Geld rumliegt: Allein RWE habe im ersten Halbjahr mit dem Stromhandel – Betonung auf „Handel“ – einen Gewinn von 400 Millionen Euro gemacht. Der Handel mit der Notfallreserve verkompliziert das System noch weiter – und war möglicherwiese der Auslöser des Beinahe-Blackouts im Juni.
Erschienen am 13.08.2019
letzte Aktualisierung am 13.08.2019