Eine zukunftsfähige Fachkräftesicherung in der Energiewirtschaft und bei den Stadtwerken ist die Basis, um die Energiewende umzusetzen. Einige Unternehmen verbinden sich mit Fachfirmen für die Installation von Solaranlagen oder Wärmepumpen. Andere kaufen Tiefbaukapazitäten selbst an, um den Netzausbau rechtzeitig bewältigen zu können. Auf dem Stadtwerkekongress in Berlin wurden Lösungsansätze für den demografischen Wandel und den Fachkräftemangel diskutiert.
Helmut Bramann, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbandes Sanitär, Heizung, Klima (ZVSHK) sagte, in den vergangenen Jahren hätten die Installateursfirmen in Deutschland bereits 40.000 zusätzliche Arbeitskräfte eingestellt. Allmählich stoße man aber auf einen leer gefegten Arbeitsmarkt, obwohl mindestens noch einmal so viele benötigt würden. Dagegen könne es helfen, Quereinsteiger anzuwerben und zu qualifizieren, sagte Sigrid Nagl, Vorständin Personal und Arbeitsdirektorin, Envia Mitteldeutsche Energie. „In den nächsten zehn Jahren wird die Hälfte unserer Belegschaft altersmäßig ausscheiden“, sagte sie.
Allerdings hätte die Gesetzesänderung geholfen, die einen Zuverdienst zur Rente ermöglicht, resümierte Nagl. Damit seien ältere Fachleute wenigstens zeitweise in die Arbeit zurückgekehrt. Bei der Aktivierung von Frauen über eine Teilzeitbeschäftigung hinaus erweise sich allerdings der Arbeitskräftemangel in Kinderbetreuung und Pflege als großes Hindernis. Janina Mütze Co-CEO und Gründerin von Civey sagte aus der Erfahrung ihres Demografieunternehmens, dass nicht nur hohe Bezahlung ein Kriterium für Beschäftigte sei, sondern auch flexible Arbeitszeiten und ein gutes Betriebsklima.
„Wir haben 2,5 Millionen junge Menschen in Deutschland ohne Berufsabschluss“, nannte Dirk Werner als Potenzial. Der Leiter des Themenclusters Berufliche Qualifizierung & Fachkräfte am Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) beim Institut der deutschen Wirtschaft Köln appellierte, auch ihnen die Möglichkeit zu geben, über Qualifikationen im Unternehmen allmählich mehr Verantwortung zu übernehmen und in der Tätigkeit Ausbildungsschritte nachzuholen. Das wäre auch eine Chance für Zuwanderer, die zunächst an ihren Deutschkenntnissen scheitern.
Magdalena Weigel, Vorständin und Arbeitsdirektorin der N-Energie, berichtete von Initiativen ihres Unternehmens, auch Ausbildungsabbrecher aufzunehmen und zu qualifizieren. „Für junge Leute, die gerade so einen Schulabschluss geschafft haben, bieten wir eine einjährige Vorbereitungsklasse für eine Ausbildungsreife an“, erläuterte sie. Allerdings müsse für solche Sonderwege die Zusammenarbeit mit den Berufsschulen verbessert werden, weil dies kein Unternehmen allein meistern könne. Auch kleinere Fachbetriebe könnten von solchen Angeboten profitieren, sagte Bramann.
Digitalisierung könne vor allem in der Verwaltung Arbeitskräfte einsparen, nicht aber in den Bereichen, wo Handarbeit nötig ist, sagte Werner. Hier müsse eine erleichterte Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse und eine Entbürokratisierung helfen, auch Arbeitskräfte aus anderen Ländern gezielt anzuwerben, fordert er von der Politik.
MBI/suh/27.4.2023
Stadtwerke/Fachkräftesicherung für die Energiewende
"Woher kommen die Hände für die Energiewende" war ein zentrales Thema auf dem Stadtwerkekongress in Berlin. Es gibt viele Potenziale zwischen Alt und Jung zu heben, lautete das Fazit.
Erschienen am
27.04.2023
letzte Aktualisierung am
27.04.2023