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Windkraft-Ausbau an Land liegt am Boden

Quelle: Energie & Management powernews Seite 1 Ralf Köpke

Originaltitel: Deutschlands Windmarkt steht vor dem Kollaps
Originaluntertitel: Der Ausbau der Windkraft an Land erreicht hierzulande neue Tiefstmarken. Das wurde auf
dem 11. Branchentag Windenergie NRW in Köln deutlich.
Der Windkraft-Ausbau an Land ist nahezu zum Erliegen gekommen: Im ersten Halbjahr 2019 werden es wohl keine 300 MW sein. Ein derartig niedriger Wert, wie er seit 20 Jahren nicht mehr feststellbar war. Der Bundesverband Windkraft warnt daher vor einem irreparablen „Fadenriss“ in der Branche. Die Ursachen seien politischer Natur, weil Koalitionäre sich nicht einigen könnten und Länder unsinnige Planungseinschränkungen vornehmen, sagte Vizepräsident Björn Spiegel beim Windbranchentag NRW.
Das gab es seit 20 Jahren nicht: Lediglich 203 MW neue Windkraft-Leistung wurden bis Ende Mai 2019 bundesweit onshore ans Netz angeschlossen; im ersten Halbjahr würden mithin keine 300 MW erreicht, ist Jürgen Quentin von der Fachagentur Windenergie an Land (FA Land) überzeugt. Eine geradezu historisch schwache Leistung. Die ganze Dramatik erläutert der Fachmann mit einem Vergleich: „Noch vor zwei, drei Jahren haben wir einzelne Monate erlebt, in denen mehr als 1.000 Megawatt Windenergie neu in Betrieb gegangen sind,“ sagte er beim 11. Windbranchentag Windenergie NRW in Köln. In fünf Flächenländern sei keine einzige Anlage errichtet worden, gleichzeitig stagniere die Zahl der Genehmigungen neuer Anlagen. Björn Spiegel, neuer Vizepräsidenten im Bundesverband Windenergie, macht sich so auch „ernsthafte Sorgen, dass es zum Fadenriss beim Windkraftausbau kommt“. Die Verantwortung dafür sieht er in der GroKo in Berlin, die in eine „Selbstblockade“ verfallen sei. Doch auch das Gastgeberland der Konferenz kritisiert er: In NRW gilt ein Mindestabstand für Windmühlen bis zur nächsten Wohnbebauung von 1500 Metern und in Nutzwäldern darf auch nichts mehr errichtet werden. Wer solche Vorgaben mache, brauche sich über Stillstand beim Windkraftausbau nicht zu wundern. Michael Geßner aus dem Düsseldorfer Wirtschaftsministerium kontert: „Der Einbruch bei den Aufstellungszahlen ist auch auf das fehlerhafte Ausschreibungsdesign bei der letzten EEG-Reform zurückzuführen, an dessen Korrektur Nordrhein-Westfalen maßgeblich auf Bundesratsebene mitgewirkt hat.“
Erschienen am 26.06.2019
letzte Aktualisierung am 27.06.2019