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Windkraft: Jobabbau durch Management-Versagen

Quelle: WELT am SONNTAG (Auflage: 407.544) Seite 29 Olaf Preuß, Daniel Wetzel

Originaltitel: Fehler im System
Originaluntertitel: Weltweit wird über den Klimawandel gestritten. Ausgerechnet jetzt droht der wichtigsten
deutschen Ökostrom-Branche, der Windkraft, der Niedergang. Es sind bereits mehr Jobs
verloren gegangen, als es in der Braunkohle überhaupt gibt
In der deutschen Windkraft-Industrie sind innerhalb nur eines Jahres 26.00 Arbeitsplätze weggefallen. Das schreibt die Welt am Sonntag unter Berufung auf die Bundesregierung und setzt es noch ins Verhältnis: Das seien mehr Jobs, als es in der Braunkohle in Deutschland gebe. Verantwortlich für den Zusammenbruch sei aber weniger die Bundespolitik, als landläufig geäußert. Die Welt-Autoren sehen größere Anteile in der Landespolitik – und ganz schlicht in mannigfaltigem Management-Versagen in den Firmen.
Analyse von Olaf Preuß und Daniel Wetzel | 26.000 Arbeitsplätze in nur einem Jahr. Weg. Und die Rede ist nicht etwa von der Braunkohle, der der staatlich kofinanzierte Jobabbau noch erste bevorsteht. Die Rede ist von der Windkraft in Deutschland. Olaf Preuß und Daniel Wetzel stützen sich in ihrer Analyse in der Welt am Sonntag auf eine Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken. Enercon und Nordex bauten massenhaft Personal ab. Was bei Senvion droht, ist derzeit noch nicht ganz klar absehbar. Und von der Bundesnetzagentur ausgeschriebene Windkraft-Kapazitäten finden keine Abnehmer mehr. Weshalb? Trägt der Bund die Verantwortung? „Richtig ist, dass es die Bundesregierung gewagt hatte, die Branche dem kalten Wind des Wettbewerbs auszusetzen,“ schreiben Wetzel und Preuß. Und sehen darin aber beileibe kein unsittliches Vorgehen: „Dass sich das Anbieterfeld in so einem Umfeld lichtet, ist in einer Marktwirtschaft erwünschte Folge des Wettbewerbs. Angesichts der europaweit höchsten Strompreise kann der Regierung kein Vorwurf gemacht werden, weil sie für ein Mindestmaß an Wettbewerb sorgt.“ Die beiden Welt-Autoren sehen wesentliche Anteile an der Markt-Misere eher in landespolitischen Entscheidungen und im Management der Windkraft-Firmen. Etwa am Beispiel Senvion. Zu lange sei auf fortwährend munter sprudelnde staatliche Zuschüsse gesetzt worden. Auffällig etwa sei zudem, dass die Offshore-Windkraft offenbar international das Zukunftsmodell sei. Und ausgerechnet die beide deutschen Branchenreisen Enercon und Nordex haben da überhaupt nichts im Angebot.
Erschienen am 11.08.2019
letzte Aktualisierung am 12.08.2019